Wir verliessen das warme, aber nun regnerische Cairns (die Regenzeit

hatte mittlerweile auch dort begonnen) in Richtung Far North Queensland. Hier findet man Australiens teilweise noch unberührten Regenwald. Die Reise führte uns auf zahlreichen unasphaltierten Strassen durchs Grüne bis hin zum berühmten Cape Tribulation. Diese Landzunge ist von Süden aus kommend nur mit einer Fähre erreichbar. Für „normale“ Autos ist dann Schluss und mit der Fähre geht es dann den gleichen Weg zurück. Nicht so für schlaue Leutchens mit Geländewagen! Die können nämlich noch einen anderen Weg
in Richtung Norde

n fahren, der durch dschungelartiges Gebiet führt. Hier heisst es Nerven bewahren, denn es geht bergauf- und wieder ab, auf schmalen Strassen entlang an steilen Abhängen, sprichwörtlich über Stock und Stein sowie durch zahlreiche Flüsschen, welche in der Regenzeit auch gern mal zu Flüssen heranwachsen! Unerwarteterweise kamen wir auf diesem Weg ab und an durch kleine Enklaven, wo ein paar Häuser standen, in denen zumeist Aborigines wohnten, die dieses „Strassennetz“ doch tatsächlich mehr oder weniger täglich nutzen.
Wir bahnten uns unseren Weg auch durch dieses Abenteuer und erreichten das zivilis

ierte Cooktown am frühen Abend. Dort verbrachten wir eine Nacht auf dem Campingplatz. Das Frühstück am nächsten Morgen mussten wir auf ein Café in der Stadt verlegen. Gundi hatte aufgrund seiner enormen Muskeln und überschüssigen Energie, beim Versuch unsere Heckklappe zu öffnen, den Türgriff abgebrochen und diesen auf einaml in der Hand. Da halfen auch seine „handwerklichen“ Fähigkeiten Nichts – es gab kein Hineinkommen! Gott sei Dank war im Gepäckraum nicht nur unser Essen, sondern auch Cathis Klamotten, Werkzeug und alles andere, was man so zum Leben in freier Wildbahn benötigt. Die nächsten zwei Tage blieb dieser Zustand unverändert. Aber Glück im Unglück- den morgendlichen Kaffee an diesem Tag nahmen wir einfach mit zum Leuchtturm, der sich auf einem Berg befand und einen wunderschönen „Auscook“ auf das malerisch gelegene Cooktown bietete.
Von Cooktown ging es über die Tablelands, einer bezaubernden Hügellandschaft, zurück nach Townsville. Erster Stop: Campingplatz! Zweiter Stop: Werkstatt! Mit neuem Türgriff, aufgefüllten Ressourcen und frischen Klamotten am Leib fuhren wir weiter an der Ostküste entlang Richtung Süden.
Die atemberaubenden Whitsundays- Inseln entdeckten wir mit einem Speedboot

während eines Tagesausfluges (80 km/h auf dem Wasser ist schon extrem Rock´n´Roll!!!). Die Whitsundays sind eine Inselgruppe direkt vor der Ostküste Australiens, wo sich die Ausläufer des Great Barrier Reefs befinden. Vor Jahrmillionen gehörten die Inseln zum Festland. Heute sind sie ein Wassersporteldorado und laden förmlich zum Segeln, Tauchen und Schnorcheln ein. Endlich konnten wir wieder ins Wasser und beim Schnorcheln erneut auf Tuchfühlung mit Fischies und Co. gehen. Die populärste Attraktion innerhalb dieser Inselgruppe ist der himmlische ,,Whitehaven Beach“, welcher unter die zehn schönsten Strände der Welt gewählt wurde. Der dortige Sand ist so fein, dass man ihn u.a. zum Polieren von Schmuck nutzen kann. Wir haben es selbst ausprobiert: Cathis Ringe strahlen in neuem Glanze! Neben dem superfeinen Sandstrand ist das türkisfarbene, kristallklare Wasser ein echter Hingucker. Zusammen ergibt dies das perfekte Postkarten- und Fotomotiv, was ,,in Echt“ aber 1000 Mal schöner ist!
Da wir Silvester unbedingt in Sydney verbringen wollten und es bereits Mitte Deze

mber war, fand unser straffes „Ostküstenprogramm“ kein Ende. In Bundaberg folgte glücklicherweise, einer miserablen Führung in der „berühmten“ Destillerie - welche den gleichnamigen Rum herstellt, der im ganzen Land getrunken wird - ein einmaliges und gänsehauterregendes Naturschauspiel. Wir durften nicht nur zuschauen, sondern auch selbst aktiv werden, als riesige Lockerhead- Schildkröten bei Nacht aus dem Meer an Land kamen, um ihre Eier am Strand abzulegen. Cathi war so gerührt, dass sogar ein paar Tränchen flossen. Es ist nicht in Worte zu fassen, wie unglaublich es ist, diese imposanten Tiere zu sehen, wie sie

sich langsam und mühsam den ganzen Strand entlang bis hoch zu den Dünen ,,wuchten“.
Nachdem die Schildkröte an der Düne angekommen ist, beginnt sie, ein Loch zu buddeln, in welches sie anschließend die Eier ablegt. Einmal mit dem Eierlegen angefangen, befindet sich die Schildkröte in einer Art ,,Trance“, so dass man sie ungestört hautnah beobachten kann. Unsere Gruppe durfte sich um die Schildkröte herum versammeln und bei diesem Wunder der Natur live dabei sein. Meeresbiologen untersuchten die Schildi, reinigten ihren Panzer und vermaßen sie. Nachdem die Schildi mit der Eiablage fertig war, buddelte sie das Loch wieder zu und begab sich langsam zurück ins Wasser. Unsere Gruppe musste dafür schnell weichen und den Weg frei machen. Wir bildeten eine Gasse von der Düne bis hin zum Meer, um sie passieren zu lassen. Aufgrund der Sache, die wir mit den Schildis am Laufen haben, blieb dieses wunderschöne Geschöpf noch auf einen kurzen Stop und zum Greifen nah, direkt vor Gundi und Cathi stehen „und nickte freundlich ab“. Anschließend kroch sie seelenruhig weiter Richtung Wasser und verschwand im stockdunklen Meer. Die Meeresbiologen öffneten danach das Nest und zählten die Eier. Ganze 170 Eier hatte sie abgelegt. Nun kamen wir zum Einsatz! Jeder bekam 3- 4 Eierchen in die Hand, um sie vom Fuße der Düne in das von den Meeresbiologen neu angelegte Nest hinter der Düne zu tragen. Dort sind sie sicher vor der Flut. Da Schildkröten nie wieder zur Ablagestelle zurückkehren ist dies auch nicht schlimm für die Mama. Die kleinen Eier sahen aus wie Tischtennisbälle und waren weich und glibschig. Im Schnitt legt eine Schildkröte in einer „Schwangerschaftsperiode“ bis zu tausend Eier, aufgeteilt in mehrere ,,Ablageeinheiten“ und teilweise bis über 2 Jahre. Aufgrund zahlreicher natürlicher Feinde überleben leider von den rund 1000 Eiern lediglich 2-3.
Nach diesem prägenden Erlebnis hieß es weiterfahren und das nächste Ziel e

rreichen: Brisbane. Eigentlich wollten wir davor noch nach Fraser Island, auf die weltgrößte Sandinsel mit unserem Auto übersetzen. Cathi war von den bisherigen Abenteuern und ,,Autozerstörungseinheiten“ ein wenig geheilt und wollte darauf verzichten. Auf Gundis Entgegenkommen, auf Fraser zu verzichten und das Auto zu schonen, bedankte sich Cathi mit einem Auffahrunfall in Brisbane. Unvergesslich bleiben in diesem Zusammenhang auch Gundis visuelle Eindrücke.

Cathi blieb verstört im Auto sitzen, während sich Gundi um den gut zerknietschten Kleinwagen vor uns kümmerte. Als er die Beifahrertür des Unfallgegeners öffnete, traute er seinen Augen nicht: Zwei dicke, kanadische Wuchtbrummen lagen in ihrem Toyota Coralla! Durch den Aufprall waren die Rücklehnen der Vordersitze nach hinten geklappt und die beiden versuchten sich nun, wie dicke Käfer auf dem Rücken liegend, hochzurappeln. Gundi hatte zu tun, die Fassung zu bewahren und nicht lachend loszuschreien. Glücklicherweise ist niemandem etwas passiert und nach dem üblichen Papierkram ging es ins Hostel zum ,,Verdauungsdrink“. Naja, wenigsten kam unsere Versicherung mal zum Einsatz!
Brisbane hatten wir an 2 Tagen abgespult. Viele Hochhäuser und moderne Bauten bilden die Silhouette der am Fluss gelegenen Millionenstadt. Ganz nett!
Gold Coast, Byron Bay, Surfers Paradies und diesen ganzen anderen Backpacker- Touristenquatsch ließen wir aus (dieser Küstenabschnitt ist komplett mit Betonbauten zugeflastert, überfüllt mit Leuten und einfach nur teuer!). Wir hatten keinen Bock auf diese ,,Bussi- Bussi- Gesellschaft“ und schrubbten die noch übrigen 1000 Kilometer bis nach Sydney an 1,5 Tagen durch.
Sydney I
Am 23.12. kamen wir in Sydney an und ließen uns auf dem nächstgelegen

en Campingplatz nieder (nur 10 km vom City Centre). Wir verbrachten das beschauliches Weihnachtsfest mit gefüllter Paprikaschote und kühlem Bier auf dem Campingplatz. Bei 22 Grad kam irgendwie kein richtiges Weihnachtsfeeling auf. Erst recht nicht, als wir am 25.12. zum überfüllten Manly Beach fuhren, dem Stadtstrand schlechthin, um uns dort zwischen all die Leute mit Weihnachtsmannmütze zu quetschten und im Meer baden zu gehen. Die restlichen Tage verbrachten wir vornehmlich nit Arbeitssuche und Sightseeing- also Alles, was man so ihne Geld in der Stadt unternehmen kann- ausser Herumlaufen nämlich Nichts! Unser Timing war dieses Mal nicht sehr gut, um genauer zu sagen: SCHEISSE! Ende Dezember/ Anfang Januar befinden sich die Aussies im Weihnachts- und Sommerurlaub, so dass alle Arbeitsagenturen zwischen Weihnachten und Silvester und bis Mitte Januar geschlossen hatten. Das Geld wurde knapp und wir dümpelten irgendwie nur so rum. Zu allem Überfluss sollte DAS Silvester in Sydney (mit Feuerwerk, Opera House und allem PiPaPo) noch bescheidener ausfallen, als das Weihnachtsfest! Als Gundi am 30.12. wie selbstverständlich unseren Campingplatz, auf dem unser Mini- Minizelt stand, bis ins neue Jahr hinein verlängern wollte (wir waren neben der Job- auch auf Wohnungssuche und wußten nicht, wann, wie, wo und so verlängerten wir deswegen immer nur um ein paar Tage anstatt ganzer Wochen – problemlos bis dato), wurde ihm mitgeteilt, dass unser Platz bereits an andere weitervermietet wurde und der gesamte Campingplatz ausgebucht sei. Wir hätten aber noch 20 Minuten Zeit, um unsere Sachen zu packen und den Platz zu verlassen ohne einen weiteren Tag angerechnet zu bekommen. Yeah!!!
Geil, einen Tag vor Silvester in Sydney ein Quartier zu finden, ist so unmöglich, wie einen Backflip auf einem Einrad zu machen und dazu noch ein rohes Ei in jeder Hand zu halten. Also klar, wir hätten im Kempinski oder Hilton bestimmt noch ein Plätzl in der Honeymoonsuite bekommen können, aber bei unserem Blick in unseren Geldbeutel kam uns nur gähnende Leere entgegen. Und wenn man überdies bedenkt, das ein Bett in einem 12-Mann/Frau-Zimmer ca. 150 Dollar pro Person pro Nacht kosten sollte, haben wir die ,,Kempinski-Option“ nicht weiter verfolgt.
Daher versuchten wir mit Engelszungen auf das Personal einzureden, ob nicht doch noch irgendwo ein klitzekleines Stück Rasen für unser Minizelt sei (wir sahen soviele Möglichkeiten unser Zelt aufzuschlagen), aber wir hatten keine Chance. Spätestens als Gundi die Beherrschung verlor, den Manager ernsthaft fragte, ob er erst seinen Schwanz lutschen muss (entschuldigt bitte die ordinäre Wortwahl, aber wir wollen ja bei der Wahrheit bleiben), um einen Platz zu bekommen und uns daraufhin mit Polizei gedroht wurde, verließen wir schleunigst das Feld. Mit Polizeieskorte den Platz zu verlassen, wollten wir uns dann doch ersparen – nicht zuletzt, weil Gundi ja noch eine Geldstrafe über 500 Dollar bei der Polizei im Northern Territory offen hatte.
Gut, so machten wir uns also einen Tag vor Silvester auf die Suche nach einer Unterk

unft. Stunden vergingen und es war nicht nur hoffnungslos, sondern auch total frustrierend. So hatten wir uns DAS Silvester in Sydney nicht vorgestellt. Nachdem wir dutzende von Absagen erhielten, reagierten wir auf eine Anzeige im Internet und gerieten an eine alte, verrückte, kroatischstämmige, selbsternannte Immobilienmaklerin. Sie hätte etwas für uns... Etwas entlegen und auch nicht sooo der Hit, aber immerhin ein Dach überm Kopf, in Sydney, einen Tag vor Silvester!!! Nicht der Hit war noch untertrieben... Wir landeten in einem Ghetto 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Unsere Nachbarn sprachen Alles, außer Englisch! So teilten wir unseren „Hit“ mit einem Bosnier und einem Australier, der gerade die „Liebe seines Lebens“ aus Thailand geheiratet hatte und diese zu Besuch war. Auch der nachbarliche Willkommensgruß (welcher anscheinend den libanesischen Nachbarn galt) am Fenster mit der Aufschrift: „Ihr Schweinepack, verlasst das Land“ und „Haltet die Schnauze“, stimmte uns auf die neue Wohngegend ein. Jackpott Baby!
Wenigstens war der Likörshop gleich in der Nähe, so dass auch unsere Freunde „Jacki und Coke“ dieser freundlichen Nachbarschaftsrunde beiwohnen konnten.
Silvester verbrachten wir hauptsächlich mit ziellosem Rumgerenne. Die Stadt war komplett überfüllt. Die besten Plätze waren bereits von der Polizei abgesperrt und es war kein

Hineinkommen mehr. Da hätte man bereits 14 Stunden vor Mitternacht mit dem Anstellen anfangen müssen. Hallo?! Gundi und Cathi verloren sich zweimal, fanden sich aber Gott sei Dank wieder, auch ohne Handy, denn Gundi hatte im ,,Glimmer“ 3 mal den PIN-Code für das Handy falsch eingegeben! Telefon: gespeeeeeerrt! Das Feuerwerk war dann noch ganz schön. Anschließend gingen alle nach Hause..Häh, das wars jetzt, oder wie!? Ok, also begaben auch wir uns auf den Rückweg. Leider hatten wir uns die Busverbindung in unser ,,Ghetto“ nicht gemerkt und so irrten wir Stunden umher, bis wir endlich die richtigen Busse gefunden hatten. Völlig erledigt, landeten wir 4.00 Uhr früh im Bett. Es ist wahrscheinlich wie mit allen Dingen im Leben. Man sollte an Etwas nie zu hohe Erwartungen haben, um nicht enttäuscht zu werden!
Leider begann das neue Jahr für uns gar nicht erfreulich. Es war immer noch kein Job in Aussicht; Sydney war eine harte Nuss, die nicht geknackt werden wollte! Fairerweise muss man dazu sagen, dass nicht nur unserer timing bescheiden war, sondern auch das Wetter im ganzen Land. Und so erschwerten Fluten und Hochwasser, Wirbelstürme und der regnerischste Sommer seit Jahrzehnten die Jobsuche ungemein. Alles strömte aus den ,,gepeinigten“ Staaten nach New South Wales und vor allem Sydney! Alle Backpacker- Neuankömmlinge aus Übersee verweilten in Sydney, da es nirgendwo außerhalb und auf dem Land arbeit gab. Weil die Ostküste kaum passierbar war wollte auch keiner ein Auto kaufen, um diese herauf zu fahren. Somit war unser Versuch, wenigstens mit dem Autoverkauf Geld zu machen, auch gescheitert. Wir haben- bis heute- auf unsere gesamten Bewerbungen nicht eine Rückantwort erhalten; nicht einmal eine Absage! Zudem ging uns die Verrückte und die ganzen Wohngegebenheiten mehr und mehr auf den Zeiger, so dass wir kurzerhand entschlossen, zurück nach Südaustralien zu fahren!
Wir setzen alles auf eine Karte... Mit unseren letzten 500 Dollarn ,,retteten“ wir uns nach Strathalbyn zu unserem Freund Toni, welcher uns ein Zimmer bei sich im Haus anbot.
Unsere Risikobereitschaft sollte sich auszahlen; nachdem 1500 Kilometer in 2 Tagen ,,durchgeblasen“ sind erreichten wir am Dienstagabend ,,Strath“ und sollten ab dem darauffolgenden Montag wieder in unserer geliebten Lichtschalterfabrik am Fliessband stehen...