
Von Strathalbyn/ Adelaide fuhren wir Mitte Juli durch das Barossa Valley Richtung Broken Hill in New South Wales. Das Barossa Valley ist neben dem McLaren Vale eines der renommiertesten Weinanbaugebiete in Australien. Um ehrlich zu sein: die Weine mögen gut sein, die Landschaft allerdings ist bei Weitem nicht so beeindruckend wie im McLaren Vale. Der obligatorische Stopp musste natürlich trotzdem sein und nach ein paar Fotos ging es dann auch gleich weiter Richtung Broken Hill. Nach einer Übernachtung im Motel am Highway erreichten wir unser Ziel bereits nach zwei Tagen. Broken Hill ist eine Wüstenstadt, rings herum befindet sich NICHTS! Und mit rings herum meinen wir ca. 150 km Einöde in alle Himmelsrichtungen!
Als „Silver City“ ist Broken Hill bekannt geworden. Im 19.

Jahrhundert wurden die ersten Silberfunde ans Tageslicht befördert und seitdem boomte die Minenindustrie. Noch heute befindet sich dort das größte Silber- und Zinkvorkommen der Welt. Jedoch ist von den glanzvollen Zeiten nicht mehr viel übrig geblieben. Nicht zuletzt weil Gold zunehmend populärer und wertvoller geworden ist. Neben Silber ist und war Broken Hill auch eine Inspirationsquelle für viele Künstler. In der dramatischen Landschaft (Wüste, Einöde, Staub, Trockenheit) sowie in dem weiten Raum um Broken Hill herum finden viele Poeten, Schriftsteller und Maler ihre Inspiration. Die Ergebnisse sind heute in zahlreichen Ateliers und Galerien zu bewundern. Wir besuchten die Galerie vom Professor Hart, genannt ProHart, einer der bekanntesten australischen Künstler.

Eines unserer Highlights war eine Führung untertage in der Day Dream Mine. Ein sehr robuster Kerl mit Schnauzer und Bierbäuchl, ein ehemaliger Minenarbeiter, führte uns zunächst über das Minengelände und anschließend untertage. Bei den engen Gängen und in der Dunkelheit (wir hatten alle nur unser Helmlicht) wurde uns schon ganz mulmig. Dabei ist das schon Luxus! Früher, so erzählte er uns, sind die Minenarbeiter mit einer Kerze in den Schacht geklettert und haben bei Kerzenschein Silber, Erz und andere Mineralien abgebaut. Bei dieser Knochenarbeit standen ihnen keinerlei technische Hilfsmittel zur Verfügung. Spitzhacke statt Bohrer! Selbst die Gewinnung der Mineralien aus dem Gestein war in der Wüste nicht möglich. Dazu wurden die Gesteine teilweise sogar nach Deutschland transportiert, um die kostbaren Rohstoffe in speziellen Hochöfen heraus zu schmelzen. Unglaublich! Viele haben versucht in der Wüste ihr Glück zu finden, indem sie einfach irgendwo angefangen haben zu graben. Oftmals vergebens. Nur ganz wenige Minen haben sich etabliert.
Nach der Führung ging es noch paar Kilometer weiter nach Silverton. Ob ihr es glaubt oder nicht..dieser kleine Ort (eine Bar und eine handvoll Häuschen im Nirgendwo) wurde zur Pilgerstätte für die Fans der australischen Filmklassiker „Mad Max“! Der zweite Teil der Trilogie wurde zum größten Teil in der Einöde um Silverton gedreht. Nach Drehende wurden zahlreiche Requisiten zurück gelassen, so zum Beispiel das berühmte schwarze Mad Max Auto (sehr enttäuschend, dass es sich nur um einen Ford Falcon handelt...).
Noch am gleichen Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg. Nächs

tgrößeres Ziel war die Flinders Range – die wohl schönste und bekannteste Bergkette Südaustraliens. Ein sensationeller Nationalpark, der sich in unsere Erinnerungen eingebrannt hat und definitiv eines unser bisherigen Naturhighlights ist!
Wir durften ihn bei Sonnenaufgang erleben. Vorgeschichte: in der Nacht unserer Ankunft im Flinders Range Nationalpark hatten wir leider kein Quartier mehr gefunden. Es war spät, stockduster und zudem regnete es in strömen. Keine guten Voraussetzungen, um das erste Mal unser neues Zelt aufzubauen. Ab sofort wollten wir nämlich aus Platz- und Logistikgründen nicht mehr in unserem „neuen“ Auto schla

fen. Deswegen kauften wir uns ein Dreimann/-frauzelt. Uns blieb de facto nichts anderes übrig, als doch im Auto zu schlafen – und zwar im Sitzen! Na moin...
Ein wundervoller Sonnenaufgang am nächsten Tag entschädigte uns für die strapaziöse und schlaflose Nacht. Wahrscheinlich waren wir deswegen auch schon 5.00 Uhr früh wach!
Diese schicksalhafte Fügung sollte nur zu unserem Vorteil sein. Bei unserem frühen Start mit dem Auto durch den Nationalpark
haben wir dut

zende Kängurus und anderes Getier fast hautnah bei der „Morgentoilette“ erwischt. Wir waren die Einzigen auf der Strasse durch den Park. Rechts und links von uns hoppelten die Känguru- Familien entlang und ließen sich kaum von uns stören. Selbst ein Känguru mit Baby im Beutel haben wir gesehen! Noch während des Sonnenaufgangs fing die Bergkette an zu „glühen“. Ähnlich wie bei den Alpen das Alpenglühen – traumhaft schön.
Nach einem ausgiebigen Konservenfrühstück an der letzten Tankstelle vor dem Outback (wir waren noch immer ziemlich zerknittert von der schlaflosen Nacht und hatten einen Hieper auf Weißbrot mit Nutella) ging es gestärkt auf den Odnatta Track Richtung Coober Pedy. Der Odnatta Track ist eine über 600 km lange unsealed Road quer durch Zentralaustralien. Diese Strecke folgt der ehemaligen Telegrafenleitung sowie der heute stillgelegten Eisenbahnstrecke. Die Strecke führt durch Landschaften, die eigentlich „nichts zu bieten“ haben und dennoch so faszinierend sind. Die grenzenlosen Weiten, die auch uns so imponiert haben, muss man selbst erleben, da sie schwer in Worte zu fassen sind. Für uns als Europäer umso mehr, da die unglaublichen Distanzen einfach kaum greifbar sind. Vor einigen Jahren traf man auf seiner Tour in dieser Gegend vielleicht ein Auto pro Woche. Der Tourismus macht aber auch hier nicht Halt. Die Strecke wird immer populärer, so dass wir immer im Handgrußmodus waren. Unser nächtlicher Wüstenstopp war in William Creek. Bekannt ist William Creek durch sein verrücktes Roadhaus, eine Art lebendiges Museum, in dem sich jeder mit einer persönlichen Botschaft verewigt. T-Shirts, Basecaps, Führerscheine, Visitenkarten und zahlreiche Fotos etc. zieren die Wände, Decken und den Fußboden des Etablissements. Selbstverständlich hat auch unsere ausgebuext – Visitenkarte ihren

Ehrenplatz im Roadhaus gefunden.
Auf dem angrenzenden Zeltplatz übernachteten wir das erste Mal in unserem Zelt. Leider hatten wir keinen Hammer! Nach einer kleinen „Diskussion“ zwischen Cathi und Gundi holte Gundi vom freundlichen australischen Nachbarn den Hammer (und später noch ne Luftpuppe für unser neues Airbed – toll wie wir aufs Campen vorbereitet waren!). Aber Gott sei Dank haben wir eine Schaufel und einen Kompressor mit nicht passenden

Adaptern...
Man war das kalt im Zelt! Und dennoch, der unvergessliche Sternenhimmel und das einmalige Gefühl inmitten des Outbacks zu sein, entschädigte für Alles!
Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise auf dem Odnatta Track in Richtung Opalstadt Coober Pedy fort. Coober Pedy ist die „Welthauptstadt“ des Edelsteins Opal. Nirgendwo sonst auf der Welt findet man ein so enormes Vorkommen an Opalen wie hier. Durch Zufall wurde Opal in dieser Gegend während einer Expedition zur Erschließung neuer Weideflächen von einem 15-jährigen Jungen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Daraufhin strömten alle ins zentrale Outback und verfielen dem „Opalrausch“. Noch heute ist die ganze Region im Opalfieber. Wohin man schaut, findet man Opalschmuck, -museen und -minen.
Coober Pedy befindet sich mitten in der Wüste, wo es gern mal 50°C werden kann. Um sich vor der enormen Hitze zu schützen, etablierte sich der unterirdische Lebensraum und -stil. Wenn die Opalvorkommen in einer Mine aufgebraucht waren, wurde diese schlicht und ergreifend zu einem Wohnhaus umfunktioniert, welches den Bewohnern stets einen kühlen Unterschlupf bietet. So besichtigten wir nicht nur eine Opalmine, sondern besuchten darüber hinaus auch eine Kirche und ein typisches Coober Pedy Wohnhaus untertage. Selbst unsere Nacht verbrachten wir in einem Hotel unter der Erde. Das war schon mal ein anderes Schlafen. Auch heute wird nicht nur untertage gearbeitet, sondern auch gelebt. Kommt schon ganz schön endzeitmäßig... wie in einem Science- Fiction Film.

Nach Coober Pedy folgte endlich der Ayers Rock – oder Uluru, wie ihn die Aborigines nennen. Wir schlugen unser Nachtlager auf dem einzigen Campingplatz im Ayers Rock- Resortgelände auf. Ihr müsst Euch vorstellen, dass es rund um den Ayers Rock außer Gestrüpp, roter Erde und Steinen nichts gibt. Keine Siedlung, kein Dorf, keine Tankstelle...NICHTS in erreichbarer Nähe! Zurück zum Stuart Highway, welcher von Süd nach Nord quer durchs Land führt, sind es ca. 300 Kilometer. Das Einzige was am Ayers Rock existiert, ist

ein riesiges Resortgelände ca. 5 Autominuten vom Fels entfernt. Hier gibt es ca. 7 Hotels, 1 Campingplatz, eine Tankstelle sowie ein paar Shops, Bars und Restaurants. Alles ist irgendwie miteinander verknüpft. Eine riesige Touristenfalle mitten im Outback – von hier gibt es kein Entkommen!
Selbstverständlich hat dieses Resort das Monopol. Wahnsinn, da kostet ein kleines Bier gern mal 6 Euro. Naja, man ist hier wahrscheinlich nur einmal im Leben (also mit Sicherheit nur einmal!) und deshalb wurde natürlich trotzdem konsumiert -

schon allein, weil wir die Ankunft unseres Gastes zelebrieren mussten! Cathis Freundin Franzi war zu Besuch in OZ (Juhu!) und kam von der Ostküste zum Ayers Rock geflogen. Eine Woche lang wollten wir gemeinsam vom Ayers Rock in den Norden nach Darwin reisen.
Im Juli war es in Zentralaustralien eisekalt (ca. 2°C). Die Jahreszeiten sind ja gegenüber den europäischen konträr, d.h. deutscher Sommer ist gleich australischer Winter und anders herum. Man haben wir gefroren. Also Cathi nicht so sehr, denn sie lag in der Mitte, so dass sie von Gundi und Franzi von beiden Seiten schön gewärmt wurde :-).
Wir unternahmen einen Ausflug zu den ca. 30 Kilometer entfernten Olgas. Eine rundliche Bergformation, welche durch eine grünbewachsene Schlucht geteilt ist, in die man hinein wandern kann. Die Olgas gefielen uns sehr gut. Sie sind sehr imposant und dennoch der Berühmtheit ihres Nachbarn Uluru unterlegen. Diesen haben wir uns dann noch am gleichen Abend mit dutzenden anderen Schaulustigen während des atemberaubenden Sonnenunterganges angeschaut. Die Sonne wich sukzessiv dem hinter dem Uluru aufgehenden Mond. Ein phänomenales Farbenspiel, welches den Fels in zahlreichen r

ot- orange- gelb- Nuancen erstrahlen ließ. Und der Himmel war eine wahre Pracht!
Den Aufstieg auf den Fels haben wir nicht gemacht. Erstens, weil es zu windig und deswegen aus Wettergründen verboten war. Zweitens, weil es bezüglich des Aufstiegs kontroverse Meinungen gibt. Den Aborigines ist der Fels sehr heilig. Ihnen ist es verboten ihn zu betreten. Das gleiche Verhalten wünschen sie sich auch von den Touristen, d.h. dass sie den Fels als heilige Stätte respektieren und ihn deshalb nicht besteigen. Das haben wir getan!
Am Abend haben wir uns dann noch schön auf unseren Gaskochern Nudeln gemacht und bei nem leckeren Weinchen und teurem Bier den glasklaren Sternenhimmel genossen, geplaudert und langsam angefangen zu frieren. Also ab ins Zelt, wo wir weiter geschnattert haben – wir fühlten uns wie im Ferienlager ;-).
Am nächsten Morgen ging

es dann weiter Richtung Kings Canyon. Hier haben wir ganz spontan einen Helicopterrundflug über den Canyon gemacht und uns alles aus der Vogelperspektive angeschaut. Co- Pilot Gundi vorn, Cathi und Franzi als Passagiere auf dem Rücksitz. Eine bleibende Erinnerung – selbst für die beiden sonst so höhenangstgeplagten Mädels!

Vom Kings Canyon aus setzten wir unseren Trip durch das Outback fort. Auf dem Weg nach Alice Springs begegneten uns nicht nur zahlreiche Fliegen (nicht wahr, Franzi?!), sondern auch Kamele!! Diese standen auf einmal mitten auf der Strasse und guckten uns blöde an.
Alice Springs: eine nicht besonders schöne Stadt mit sehr, sehr vielen

Aborigines, die sich zu 90% auf den Strassen und in den Parks lautstark rumtummeln, um es politisch korrekt zu formulieren. Auch sonst ist die Stadt nicht wirklich sehenswert und hat wenig Erwähnenswertes. Ach doch, wir aßen hier eine Pizza, die super lecker war und verbrachten die Nacht in einem Dorm in einem Hostel - für Cathi und Gundi war es das erste Mal... mit Fremden in einem Sechsmannzimmer. Um in Alice Springs Alkohol kaufen zu können, muss man seinen Ausweis oder Pass vorzeigen. Dieser wird gescannt und die Daten in einer Datenbank erfasst. Aus „politischen“ Gründen darf man nämlich nur eine bestimmte Menge an Alkohol pro Tag/ Woche/ Monat käuflich erwerben. Versucht man es dann in einem anderen Shop, könnte es passieren, dass der Kauf abgelehnt wird, wenn man woanders schon sein Kontingent aufgebraucht hat. Alle Shops sind vernetzt und greifen auf die gleiche Datenbank zurück. Stasi 2.0! Einer aus dem Hostel hat uns erzählt, dass er für die Vorbereitung seiner Geburtstagsparty 2 Wochen vorher mit dem Alkoholkauf beginnen musste. Verrückt!
Von Alice Springs aus fuhren wir über 1500 Kilometer über den Kakadu Nationalpark nach Darwin. In Darwin angekommen waren wir ziemlich pleite. Hatten ja allein schon für Benzin satte 1000 Dollar ausgegeben. Hinzu kommt Eintritt hier, Essen da, Schlafen dort plus der übliche teure Touristenbonus. Aber wenigstens mussten wir nicht mehr frieren!