Cathi und Gundi buexen aus - ans andere Ende der Welt...

Warum ausgebuext? Das Fernweh drückt, die Welt ist groß und es gibt viel zu entdecken. Warum ans andere Ende der Welt? Es gibt kein schnelles Zurück. Warum bloggen? Damit Ihr an unserem Ausgebuextsein teilhaben könnt. Viel Spaß beim Lesen!

Samstag, 18. September 2010

Gundi und die Kartoffelfabrik & Cathi macht ,,in Knoblauch“

Wie wir kürzlich- hämhrrhrrhrr- in unserem letzten Text berichteten, sind wir nun ein „paar Tage“ später, in Adelaide angekommen. Auf einem wunderschönen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt haben wir unser Lager aufgeschlagen. Nach ein paar Tagen Orientierungslauf durch die City haben wir Adelaide sofort in unser Herz geschlossen. Die Hauptstadt Südaustraliens ist die einzige Stadt Australiens, die einen weiblichen Namen trägt. Sie zählt 1,1 Mio Einwohner und der europäische Touch in Bezug auf Architektur und Lebensstil (z.B. viele trendig- modern gekleidete Menschen) fiel uns besonders auf und gefiel uns sehr gut. Die Stadt ist leicht zu erkunden und man kann sich kaum verirren, da sie eine klassisch- quadratische Strassenanordnung hat (z.B. wie in New York). Im Vergleich zu Perth ist Adelaide sehr viel hipper und trendiger und wirkte auf uns nicht so altmodisch und bieder- kurios, da Perth eigentlich zumindest architektonisch die moderne Stadt ist. Die Sehenswürdigkeiten begrenzen sich auf das Unigelände mit dem wunderschönen Botanischen Garten direkt in der Stadt und ein historische Gebäude. Es gibt eine Art Reeperbahn mit zahlreichen Nacht- und Stripclubs, eine vielzahl Restaurants und Pubs sowie eine große Einkaufsmeile.

Um Arbeit und Freizeit zu verbinden, sind wir bei unseren Erkundungstouren in mehrere Jobagenturen gegangen, um uns persönlich vorzustellen und nach Jobs zu fragen. Da unseren finanziellen Reserven bis auf ein paar hundert Dollar aufgebraucht waren, galt unsere Hauptaufgabe in Adelaide nun der Arbeitssuche. Wir änderten zum x-ten mal unseren englischen Lebenslauf, veränderten dies und das, registrierten uns in diversen Jobbörsen im Netz und studierten natürlich regelmäßig die Jobanzeigen in Zeitungen, an ,,schwarzen Brettern“ -zum Beispiel in Supermärkten und Hostels- und selbstverständlich im weltweiten Netz. Durch einen Kontakt von einem alten „Fuchs“ bekamen wir sehr spontan beide einen Job in einer Kartoffelfabrik „nahe“ Adelaide, in einem kleinen Kaff namens Nildottie (Einwohnerzahl: ca. 200) im Riverland. Nahe hieß dann doch reichlich 2 Autostunden von Adelaide entfernt, zudem musste man mit einer Autofähre den Fluss überqueren, im hinter- den- Bergen- bei- den- sieben- Zwergen- Stil. Wir riefen Dienstags an, sollten Mittwoch zum Gespräch vorbeikommen und starteten überraschenderweise gleich am Donnerstag bereits mit der Arbeit. Puh, das ging schnell.
Das Gespräch hatte eigentlich nur einen Zweck, den ganzen Papierkram aus zu füllen. Kein ,,wo-kommt-ihr-her-was-habt-ihr-gemacht-wie lange-wollt-ihr-bleiben-gelaber“...einfach nur Steuernummer und Bankdaten eintragen und unten Unterschreiben...aus die Maus. Den Lebenslauf wollten Sie gar nicht sehen! Wir wussten bis zuletzt noch nicht einmal, was wir verdienen werden. Aber das war uns zunächst einmal egal, da wir happy waren, so schnell Arbeit gefunden zu haben. Da in der Kartoffelfabrik zunächst nur Arbeit für einen von uns war, began Gundi die Arbeit dort und Cathi startete ihre Karriere im Knoblauchbusiness nahe der Kartoffelfabrik. Von früh um 6.00 Uhr bis nachmittags um 17.00 Uhr hieß es in einer Halle Knoblauch sortieren, putzen und pellen. Die Arbeit erforderte keine besonders intellektuellen Voraussetzungen, vielmehr ging man zur Arbeit, schaltete sein Gehirn aus und fing an zu puhlen. Die kleinen weißen Knollen in dem schönen weißen Netz weiß Cathi nun sehr zu schätzen. Jeden Abend ließ Gundi Cathi nur aus purer Liebe mit ins Auto, da sie von Kopf bis Fuß nach Knoblauch stank. Haare, Klamotten und sogar die Schuhe – das volle Programm. Noch Wochen später war der Gestank aus den Klamotten nicht raus zu kriegen. Aber was sollten wir machen?!

Unser Lager hatten wir mit all den anderen Backpackern, welche auch in der Fabrik arbeiteten, direkt am Murray River aufgeschlagen. Da gab es eine Art „wilden“ Campingplatz mit Mülltonnen und Feuerstellen, aber keine Toiletten und Duschen. Um zu Duschen mussten wir zu einem alten verlassenen Baskettballplatz in Nildottie fahren, bei dem es zwei Duschen gab – aber nur kaltes Flusswasser! Da hat man das ein oder andere Mal mit sich gehardert, ob nun duschen oder nicht. Zudem waren zwei Duschen für rund 25 Leute mit extremer Wartezeit verbunden! Mit dem kalt Duschen haben wir ja eigentlich kein Problem, allerdings möchten wir anmerken, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits Ende Herbst war und es von Tag zu Tag kälter wurde. Des Nächtens konnte es schon mal um die 0 Grad werden, was wir auch am ganzen Leib gespürt haben. Unsere Sommerschlafsäcke „halfen“ nur wenig, um uns warm zu halten. Als es gar nicht mehr ging, sind wir nach Adelaide gefahren und haben uns dort in einem Großmarkt mit billigen Basic-Klamotten ausgestattet. Jeder von uns kaufte sich 3 Pullover, 2 Trainigshosen, Longsleaves, mehrere Wintersocken und eine dicke Wolldecke für den Kampf gegen die Kälte. Abends saßen wir des Öfteren zusammen am Lagerfeuer um der Kälte zu trotzen und mit den anderen über unsere dämlichen Kollegen und den am dämlichsten Vorgesetzten Brian zu hetzen, der uns schikanierte und uns permanent spüren ließ, dass wir Backpacker nicht willkommen sind. Aber was sollen sie machen? Sie brauchen uns für die Drecksarbeit, die nur wenige Aussies machen wollen.
Nach ein paar Tagen „in Knoblauch“ wechselte auch Cathi in das Kartoffelbusiness. Gemeinsam arbeiteten wir dort noch drei Wochen am Fließband, wo wir hauptsächlich Kartoffeln in Tüten und Kartons abgepackt haben. Um der Tristess des Ortes und der Arbeit zu entgehen, sind wir an den Wochenenden aus Nildottie regelrecht geflüchtet, um uns das wunderschöne Riverland anzuschauen und zu erkunden. Zu unseren Ausflugszielen gehörte u.a. das 100 km entfernte Städtchen Murray Bridge, wo wir unseren wöchentlichen Einkauf tätigten, sowie der atemberaubende Coorong Nationalpark, der Ngarkat-Con Park - durch den wir eine 50 Kilometer lange Offroad- Strecke nur auf Sand gefahren sind – übergeieillllll - und die Gegend um Renmark, Waikerie und Loxton. Das gesamte Riverland ist ein bezauberndes Fleckchen Erde, welches fast ausschließlich durch den Fluß lebt. Auch Gundis Bruder Gisbert war bei seinem Besuch in unserem ,,Zigeunerlager“, wie er es betitelte, von der Riverlandgegend begeistert. Unsere Lebensumstände hingegen ,,schreckten“ ihn hingegen ab. Unsere ,,deutsche Wiedervereinigung“ feierten wir gebührend mit selbstgemachten deutschem Kartoffelsalat- natürlich mit Kartoffeln aus unserer Fabrik- und Fettwürstchen sowie diversen Biereinheiten. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für die Versüßung unseres „Zigeuneralltags“, Gisi.

Nach drei Wochen Kartoffelfabrik hatten wir dann die Nase von und mit Kartoffeln voll. Zudem variierten unsere Arbeitsstunden von 3-9 Stunden täglich enorm. Manchmal hatten wir nur 22 Stunden die Woche, was widerum bei rund 17 Dollar brutto die Stunde, wenig Geld bedeutete. Auch die wöchentliche 10kg- Kartoffelsack- pro- Person- Dosis konnte uns nicht dazu animieren, noch länger zu bleiben. So entschlossen wir uns relativ spontan unser Arbeitsleben in der Fabrik zu beenden und zurück in die Zivilisation nach Adelaide zu kehren. Zudem waren wir sowieso die letzten am Fluss, da der Rest der Backpacker bereits Tage vorher das Camp verlassen hatte, um weiter zu traveln. Wie schön war es wieder Handyempfang zu haben ohne dafür auf einen Hügel zu klettern und in einer bestimmten Position zu verharren, damit der Empfang nicht abbricht. Wie gewohnt haben wir auf dem Campingplatz wieder unsere Pole- Position eingenommen und von da aus erneut operiert. Aufgrund der Tatsache, dass wir nicht ausreichend Geld verdienen konnten, mussten wir uns erneut nach Arbeit umschauen. Gesagt, getan. Mit unseren aktuellen Lebensläufen sind wir losgezogen und haben uns persönlich in Hotels und Restaurants der Stadt vorgestellt. Nachdem Cathi erfolgreich ein Tablett mit 6 Wassergläsern von A nach B getragen hatte- wir glaubten erst an einen Scherz- und somit den „Einstellungstest“ erfolgreich bestanden hatte, hätte sie für 2 Stunden pro Tag in einem von Chinesen geführten griechischen Restaurant im hängengebliebenen 80ger- jahre Stil in Australien sofort arbeiten können...Ohne Worte!!!

Unglücklicherweise kam uns glücklicherweise etwas Unglückliches dazwischen, so dass Cathi die Arbeit nicht antreten konnte...