Cathi und Gundi buexen aus - ans andere Ende der Welt...

Warum ausgebuext? Das Fernweh drückt, die Welt ist groß und es gibt viel zu entdecken. Warum ans andere Ende der Welt? Es gibt kein schnelles Zurück. Warum bloggen? Damit Ihr an unserem Ausgebuextsein teilhaben könnt. Viel Spaß beim Lesen!

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Strath

Nachdem wir unsere Bewerbungen in Adelaide verteilt hatten und damit das Pflichtprogramm abgehandelt war, konnten wir uns wieder unserer Freizeitgestaltung widmen. Vor uns lag ein langes Wochenende und machten uns auf den Weg, um die wunderschöne Fleurieu Peninsula, unterhalb von Adelaide, zu erkunden. Eine sensationelle Gegend, die von Naturschauspielen nur so geprägt ist. Unglaubliche Hügellandschaften, Nadel- und Laubbäume in the mix, glasklares Wasser, Kängurus und eines der besten Weinanbaugebiete Australiens, das McLaren Vale, haben uns sehr imponiert.Wir zelteten an den unglaublichsten Orten, wo wir nachts einen klaren Sternenhimmel hatten, da Lichtverschmutzung hier ein Fremdwort ist. Wir fuhren bis zum südlichsten Zipfel (Cape Jervis) der Fleurieu Peninsula, von wo aus wir das „berühmte“ Känguru Island sehen konnten. Es blieb beim rüberblicken, da ein Transfer zur Insel inklusive Fahrzeug, rund 300 Dollar kosten sollte. Nee danke, lasst mal!!! Da schauen wir uns lieber die Tierchen und die Natur auf dem Festland an, wo wir ja auch schon so ziemlich alles was kräucht und fleucht sehen durften.

Der Weg führte uns dann wieder Richtung Norden durch Victor Harbour, eine Art Warnemünde in Kleinformat, ca. 1 Autostunde von Adelaide entfernt. Eine wunderschöne Gegend mit einer kleinen Insel vor der Küste – Granite Island- , welche man über einen langen Brückensteg erreichen kann. Hauptattraktion ist eine Pinguinkollonie, die Granite Island ihr zur Hause nennt. Allabendlich, kurz vor der Dämmerung, kommen sie zurück auf die kleine Insel, wo man die kleinen Kerlchen dann beobachten kann.

Auf dem letzten Stück in Richtung Adelaide machten wir noch einmal halt. In einem ,,Nest,, namens Strathalbyn stoppten wir um zu pinkeln, ohne zu wissen, wie schicksalsträchtig dieses kleine Örtchen für uns sein wird!
Strathalbyn, liebevoll von seinen Einwohnern ,,Strath,, genannt, hat einen großen Supermarkt, 2 Tankstellen, eine Videothek, ein paar kleinere Geschäftchen, 1-2 Hotels und Pubs, zu derzeit besonders viel Regen, sowie 3 Autowerkstätten, zum letzteren dann noch mehr! In ca. 40 Minuten ist man in Adelaide; 15 minuten bis zur nächst größeren Stadt Mount Barker.
Wie dem auch sei, klein aber fein. Als wir uns dann ausgepullert und eine kleine Ehrenrunde durch ,,Strath,, gedreht hatten, machten wir uns an einem regnerischen Sonntagnachmittag auf den Weg zurück nach Adelaide. Selbstverständlich hatte der Copilot und Lotze Commander Cathi wieder eine schöne ,,unsealed road,, , also eine unasphaltierte Strasse, rausgesucht, welche wir auch (ein Stück) fuhren! Wir fuhren nun also rund 4 Kilometer von Strath entfernt die unasphaltierte Strasse einen Berg hinauf, als es plötzlich einen riesen-lauten Knall gab und es im Motorraum und unterm Auto nur so schepperte und rumpelte!!! Ole Ole...da standen wir nun! Der Gundi, zwischenzeitlich schon zum Automechaniker aus Schicksal mutiert ist, wusste selbstverständlich gleich, was los war! - Ich muss dazu sagen, dass ich nur darauf gewartet habe, dass das Getriebe kommt...ich wollte aber meine liebe Cathi nicht beunruhigen, weil sie 4 Wochen zuvor schon so mitgenommen war, als unserer Auto in der Werkstadt war! Es machte schon seit tausenden von Kilometern massive Geräusche und wartete nur darauf, zu explodieren, was es dann ja auch tat!!!
Der ganze Motorraum war voller Öl... unter dem Auto lagen Metallteile und Dinge... Ganze Arbeit!

Ein Aussie im Jeep stoppte und fragte was denn sei... Ich: Gearbox – Getriebe... Scheiße... Wir dachten kurz darüber nach, ob er uns abschleppen sollte! Aber es war wohl Papa´s Auto und er fühlte sich auch nicht so wohl bei dem „Abschleppgedanken“. Wie dem auch sei, der vierte Gang war der einzige, der noch funktionierte. Wir entschieden uns dann, einfach im vierten Gang zurück nach Strath zu fahren. Leichter gesagt und gedacht, als getan, wenn man am Berg steht... die Karre voller Last!!!
Irgendwie haben wir es dann aber geschafft, in der Kurve am Berg zu drehen- selbstverständlich kommt in solchen Momenten ständig Gegenverkehr! Zudem hatten wir ja ne neue Kupplung für einen 1000er 4 Wochen vorher einbauen lassen und so konnte sie sich gleich mal beweisen!!!!;-)
Im Geländewagen im 4. Gang an der Kreuzung anfahren...fetzt! Wie bereits erwähnt war es Sonntag, so dass wir niemanden in einer Werkstatt antrafen! Wir retteten uns auf den einzigen Campingplatz in der Stadt und verbrachten dort eine unruhige Nacht.
Am nächsten Tag waren wir dann in der Autowerkstatt. Da der Mitsu auf dem Campingplatz bewegungsunfähig stand, konnte Mechaniker Gundi nur berichten, was passiert ist. Worte des Mechanikers Craig auf Gundis Schilderung waren „Jesus Christ“, „Oh my God“, „sounds not good“ und „kaputt“! Da hatten wir also die Bestätigung unserer schlimmsten Befürchtung. Nachdem Craig recherchierte, was ein gebrauchtes Getriebe für unseren Wagen kosten sollte, gingen Cathi und ich erst mal in ein Pub um die Ecke und tranken früh morgens um 10 ein Bier!!! 3000-3500 Dollar, wenn alles gut geht! Aber da es während der Fahrt „gekommen“ ist, kann auch noch mehr kaputt sein, meinte Craig! Unsere Entscheidung war relativ schnell getroffen: kommt nicht in Frage!
Klar hatten wir erst 3 Tage zuvor unsere Steuer und Haftpflicht bezahlt; ganz zu schweigen von den enormen Kosten 4 Wochen zuvor für Kupplung und neue Bereifung.
Aber ein Fahrzeug mit 370 000 Kilometern auf der Uhr, einem Riss in der Scheibe, ach, der Kühler war ja übrigens auch noch kaputt, sollte wirklich nicht zu unserem Sparschwein mutieren!!!
Zusammengefasst: Auto kaputt und wir daher nicht mobil, kein Job in Aussicht und kein Geld... Das schlug uns dann doch ganz schön auf den Magen!

Wir liessen uns jedoch nicht unterkriegen und schauten noch am selben Tag im Internet nach Autos. Natürlich sollte wieder ein 4x4 Wagen sein. Anders braucht man aus unserer Sicht in OZ auch nicht reisen. Ihr habt ja selbst die Bilder gesehen, wo wir uns überall rumgetriebn haben!
Und wie das Schicksal es so wollte, war in Strath ein Mitsubishi Pajeron verfügbar - exakt das selbe Modell. Wir machten einen Termin für den nächsten Tag klar, stellten schnell fest, dass alles passt...guter Preis, wenige Kilometer, sensationell erhalten und gepflegt und viele viele Extras, um nur Einiges zu nennen. Der Auspuff war allerdings hinüber, was wir beim Kauf aber bemerkten. Den Auspuff sollten wir dann später auch noch verlieren und ersetzen.
Und so hatten wir bereits 2 Tage später einen neuen Wagen - in dem gleichen Nest erworben, wo wir gestrandet waren! Unglaublich!
Um ehrlich zu sein: ohne die finanzielle Hilfe aus Übersee hätten wir das auch nicht so schnell realisieren können...Vielen vielen Dank mit Zuckerguss und verbunden mit den liebsten und besten Wünschen aus Australien von Cathi und Gundi gehen an dieser Stelle nochmals persönlich an Oma und Opa Schönberg ;-)))
Unser neuer Wagen sollte nun auch die Grundlage für unsere nun folgende, intensive Arbeitssuche darstellen. Wir entschlossen uns auf dem Zeltplatz zu bleiben und operierten von dort aus. Wir fuhren mehrfach nach Adelaide, stellten uns in Arbeitsagenturen und Firmen persönlich vor, gaben hier und da eine Bewerbung ab! 2 Wochen lang allerdings mehr oder weniger ohne Erfolg! Dass machte uns zunehmend auch etwas unruhig, weil wir wirklich kaum noch Geld hatten. Und Cathrins sensationelles Jobangebot – das im letzten Text beschriebene „Spezialrestaurant“ - mussten wir ja aufgrund der Ereignisse auch absagen.
Nach 2 Wochen klingelte dann endlich das Telefon: Eine Arbeitsagentur in Adelaide hatte Arbeit für uns beide gefunden. Im Office von „Trojan Workforce“ erhielten wir auch gleich am nächsten Tag eine Einführung. Sicherheit Sicherheit und nochmals Sicherheit... ein paar Rechenaufgaben und Kreuzelfragebögen waren auch dabei...3,5 Stunden später hatten wir einen Job in einer Lichtschalterfabrik in...ratet mal wo? Genau, in Strath!!! Unglaublich, oder? Stecken geblieben, Karre hinüber - 2 Tage später neue Schleuder vor der (Zelt)tür und nun auch noch einen Job in dem selben Städtchen...nich war!! So fingen wir also einen weiteren Tag später unsere Arbeit bei CLIPSAL an...

Wir hatten echt Glück, denn wir durften in der aus unserer Sicht besten Schicht arbeiten. Montag bis Freitag von 14.51- 22.48 Uhr ist dann doch nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass diese Firma 24/5produziert...Jeden Tag 24 Stunden, 5 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr! Fast wie in Gundis altem Leben im Spätshop ;-)))
Wir waren total geflasht, denn alles war so ,,perfekt,,! Das Personal bzw. die Kollegen waren sooo freundlich und hilfsbereit, alles ordentlich, sauber und wohl strukturiert! Notausgang hier und dort, erste Hilfe da...dies hier und dies da...Selbst zweimal täglich 3 Minuten Dehnungsgymnastik waren Pflichtprogramm. Dazu versammelten sich alle und einer der Kollegen machte den "Vordehner". Überhaupt kein Vergleich zur Kartoffelfabrik, wo Cathi sich den Kopf gestoßen hatte, blutete und im Erste Hilfekasten kein Pflaster und kein Desinfektionsspray zu finden waren! Kein Vergleich - wie Himmel und Hölle, heiss und kalt, ihr wisst schon. Alles erschien uns so surreal und wir suchten nach einem Haken und dachten, in den nächsten Wochen einen zu finden...aber nee nee...
Cathi baute manuell Einzelteile zu ganzen Lichtschaltern und Steckdosen zusammen - Montagearbeit des Lichtschalterinnnenlebens, wenn man so will. Gundis Hauptjob war die Herstellung und Produzierung der Plastikrahmen und der Lichtschalterhüllen mit Hilfe von verschiedensten Maschinen!
Akkordarbeit vom Feinsten...alles ging förmlich nach Stechuhr und pro Stunde musste eine gewisse Stückzahl erreicht werden. Die Vorgaben waren teilweise utopisch hoch und kaum zu erreichen. Im Wochentakt wurden die Maschinen schneller gestellt und die Vorgaben fürs manuelle Handling höher gelegt. Dass war überhaupt das Einzige, was es dann doch mal an der Arbeit zu kritisieren gab. 6 Wochen sollten nun folgen. Es galt ja Einiges an Talern wieder aufs Konto zu packen! Wir versüßten uns aber die Wochenenden mit Ausflügen in die nähere Umgebung, gingen mit unserem neu gewonnen Freund und Arbeitskollegen Toni und seinem 5 jährigen Sohn angeln, zum Whale Watching und golfen (hier übrigens ein Volkssport- keiner hier kann das snobige Gespinne bei uns in Überee verstehen!). Toni, ein richtiger Atze, gab uns nach nur 3 Arbeitstagen in der Firma seinen Hausschlüssel, damit wir bei ihm die Fussi WM gucken können. Wär okey für ihn, er ist nicht da und so könnten wir am Wochenende in seinem Häusl gucken. Wir kannten uns kaum! Aber so sind die Aussis! Die lockere, freundliche und offene Art sowie die Gastgebermenthalität sind einzigartig!
Wir grillten wie die Weltmeister BBQ´s; zu Geburtstagen von Kollegen und einfach so zum Spaß. Wir hatten eine richtig gute Zeit - Seelenbalsam für uns, nach dem ganzen Stress zuvor.

Wir sollten vielleicht erwähnen, dass es auch hier irgendwie kalt wurde... ja, auch in Down Under gibt es Winter...bähhh!!! Wir waren zu dieser Zeit immer noch auf dem Zeltplatz. Das alte Auto diente uns nun als „Haus“ und mit dem neuen fuhren wir umher. Wir hatten uns richtig satt auf dem Zeltplatz in einem kaputten Auto zu pennen. Dazu Dauerregen und Kälte, nachts frieren (nur Gundi, is klar!!? ). War wirklich nicht schön...alles war nass und klamm. So jammerte Gundi seinem Teamleader unser Leid vor, nachdem wir ein ganzes Wochende mehr oder weniger im Auto verbrachten, weil es nur geregnet hatte... Dieser meinte dann kurzer Hand, dass ihr Partner ein Haus in Strath besitzt, was derzeit leer steht und wir gern anmieten können. Siehe da, bereits am nächsten Tag zogen wir in unser ersten gemeinsames OZ- Häusl. Was für ein Segen; ein richtiges Bett, warmes Wasser, Dusche, Toilette unter einem Dach...nachts nicht Schuhe anziehen müssen und über den matschigen Zeltplatz schleichen, um pullern zu gehen! Einen Kühlschrank und eine Mikrowelle hatten wir auch...unglaublich, wie man diese Dinge zu schätzen lernt, wenn man sie nicht alltäglich hat.
Es wurde von Tag zu Tag besser in Strath. Wir meldeten uns sogar in der örtlichen Videothek an und holten 5 Monate Film- und Kinoabstinenz nach. Richtig muschlig haben wir es uns gemacht, wenn es draussen stürmte und regnete. Höhepunkt unseres Glücks war der Verkauf unseres kaputten Autos.
Wir hatten in Strathalbyn auf jedenfall mit die schönste Zeit unserer bisherigen Reise. Und das nicht nur wir dies so empfanden, bewiesen uns unsere Teamkollegen an unserem letzten Arbeitstag. In der Pause versammelten sich alle um uns herum und im Namen der Kollegen überreichte uns unsere Teamleaderin einen Präsentkorb, randvoll gefüllt mit den leckersten, nützlichsten und praktischsten Dingen...Unglaublich, wirklich! Vom Brotaufstrich bis hin zu zahlreichen Konserven, Klopapier und Wein und vieles vieles mehr, was man auf so einer Kontinentendurchquerung eben so braucht...Sogar der sonst so sprachaktive Gundi war tatsächlich mal sprachlos, gab das auch zum Besten und alle mussten lachen! War wirklich rührend, und das nach 6 Wochen! Die (Ost)Deutschen eben wieder...

Nun sollte uns ein langer Ritt durchs australische Outback bevorstehen. Nächstes Ziel: Ayers Rock. Mitten im roten Herzen Australiens und nicht wie viele denken, bei Alice Springs. Es sind von Alice Springs noch reichliche 3 Autostunden bis zum feuerroten Berg.
Dort wollten wir uns mit Cathis Freundin Franzi treffen. Alle Vorbereitungen dafür waren abgeschlossen, alle Freunde verabschiedet und es konnte los gehen...